CDU-Bundestagsabgeordneter besucht die Kindertagesstätte Allerheiligenberg in Lahnstein
Eine ganze Menge Trubel herrscht an diesem Morgen in der evangelischen Kindertagesstätte Allerheiligenberg in Lahnstein. Kein Wunder, denn mit dem Bundestagsabgeordneten Josef Oster hat sich hoher Besuch in der Einrichtung angekündigt. Im Rahmen seiner Sommertour pflegt der CDU-Politiker gern Kontakt zu den Menschen seiner Heimatregion – und da gehören selbstverständlich auch die ganz kleinen dazu.
Auf dem Lahnsteiner Allerheiligenberg spielen und toben diese nicht nur in Kunst-, Bau- oder Bewegungsraum, sondern üben sich bereits aktiv in Demokratie und Teilhabe: Das erlebt Josef Oster im Morgenkreis der Knirpse, die wichtigste Sitzung des Tages. Unter der Leitung von zwei angehenden Schulkindern, den ältesten in der Einrichtung also, wird abgefragt, was anliegt, wer fehlt und wer neu ist im Reigen. Klar, auf wen die Blicke da fallen. Der Abgeordnete wird nicht nur zum Mitsingen verdonnert, sondern gleich noch von zwei jungen Nachwuchsreporterinnen in die Mangel genommen. „Das ist ja fast so wie im Bundestag“, schmunzelt Oster.
„Da werden uns von der Presse auch die Mikrofone vor die Nase gehalten.“
Was macht so ein Politiker eigentlich? „Wir reden ganz viel miteinander“, erklärt der Berliner Besucher. „Wir hören uns zu. Und danach entscheiden wir, was getan wird.“ Das ist alles? Das können die Kinder schon gut. Während des Morgenkreises herrscht große Disziplin (womöglich mehr, als bei so mancher Sitzung im Innenausschuss in Berlin, bei der er es auch mal hoch hergeht), bei Filmvortrag und Redebeiträgen wird aufmerksam gelauscht. Wer etwas sagen will, hebt die Hand. Vorbildlich.
Auch Entscheidungen, wenn auch weniger politisch, stehen bei den Jungs und Mädchen an diesem Morgen an: Was will ich als erstes ausprobieren? In allen Räumen und im Außenbereich nämlich sind verschiedene Stationen aufgebaut, an denen das Element Wasser erforscht wird. Unterstützt wird die Kita Allerheiligenberg von der Stiftung Kinder forschen, die die Einrichtung als besonders „experimentierfreudig“ im Alltag zertifiziert hat.
Jedes Kind (und jeder Bundestagsabgeordnete) darf alle Stationen ausprobieren. Da werden Mühlen aus Steckbausteinen konstruiert, Flöße aus Eisstielen gebaut und das Volumen des Wassers mit Schüttversuchen in verschieden große Zylinder erforscht.
Besonders spannend findet Josef Oster das Experiment zum Schiffsantrieb. Dabei demonstrieren die Kinder dem Politiker eindrucksvoll, was sie bereits herausgefunden haben: Wenn man in den Schiffszylinder Wasser reinlaufen lässt, fährt das Schiff in der Waschschüssel los. Tinte im Füllwasser macht den Prozess deutlich. Apropos Tinte: Diese Technik des „Rückstoßprinzipes“ hat sich der Mensch, wie so vieles, von der Natur abgeschaut: Tintenfische bewegen sich nämlich fort, in dem sie Wasser aus ihrem sackförmigen Körper drücken. So geht das also. Ja, auch so ein hoher Politiker kann hier noch was lernen.
Auch im Gespräch mit den Erwachsenen übrigens. Kita-Leiterin Steffi Krampen nimmt sich viel Zeit, um Josef Oster von den schönen und weniger schönen Seiten in der Kita-Landschaft zu berichten. Denn auch wenn auf dem Allerheiligenberg in vielen Bereichen die Sonne scheint, so steht die Pädagogin natürlich im Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen anderer Kitas und weiß um die Schwierigkeiten, vor die auch die Gesetzgebung die Einrichtungen stellt. „Die personelle Situation ist bescheiden“, betont Steffi Krampen. In „ihrer“ Kita sind zwar alle Planstellen besetzt, aber die Personaldecke sei grundsätzlich einfach zu dünn, um viel mehr als Betreuung leisten zu können. „Wir wollen die Kinder ja auch fördern und den Bildungsansprüchen gerecht werden“, sagt Steffi Krampen.
Nur gut ausgebildetes und vorbereitetes Personal sei in der Lage, die vielen Herausforderungen zu meistern, die zum Beispiel durch immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund oder demnächst auch Inklusionskindern hervorgehe. Das mache zusätzliche Integrationskräfte notwendig.
Ein bescheidenes Einstiegsgehalt nach fünf Jahren Erzieherausbildung sei außerdem nicht unbedingt ein Anreiz, den Beruf zu ergreifen. Erschwerend hinzu komme, dass die Bundesregierung nun Haushaltskürzungen für die Freiwilligendienste plane – gerade für Kitas seien junge Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) absolvieren, eine wichtige Stütze.
Gut, dass die Kita-Leiterin diese Botschaft an Josef Oster adressiert, der sich als direkt gewählter CDU-Bundestagsabgeordneter in der Opposition für den Wahlkreis Koblenz in Berlin stark macht, zu dem unter anderem auch Lahnstein gehört. „Das nehme ich natürlich gern mit in die Bundeshauptstadt“, verspricht er. „Ich habe heute Vormittag erlebt, wie Förderung und Bildung von Kindern im Kita-Alltag umgesetzt werden kann, mit einer engagierten Kita-Leitung und einem hochmotivierten, qualifizierten Team. Das hat Spaß gemacht!“ Dennoch ist sich Oster bewusst, dass dies im Alltag nicht die Regel ist. „Da gibt es viel Luft nach oben. Und dafür müssen die Länder, die für die Kinderbetreuung zuständig sind, und wir in Berlin die Voraussetzungen schaffen.“