Lotsenhaus bangt um Qualität der Migrationsarbeit

Vertreter des Koblenzer Netzwerkes finden Gehör bei CDU-Bundestagsabgeordneten Josef Oster

Koblenz. Es ist ein Netzwerk, das landesweit, vielleicht sogar bundesweit, seinesgleichen sucht: das Lotsenhaus für Flüchtlinge in Koblenz. Seit 2015 arbeiten engagierte Fachleute aus mindestens acht verschiedenen Einrichtungen und Behörden Hand in Hand, um Lösungen für die Region und geflüchtete Menschen zu finden, um sie zu integrieren, zu unterstützen, zu fördern, zu qualifizieren oder auch in Lohn und Brot zu bringen (noch immer eine intensive, langwierige Aufgabe). Angesichts der von der Bundesregierung angekündigten Haushaltskürzungen sind die Mitglieder des Lotsenhauses in großer Sorge und suchten deswegen das Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Josef Oster. Die klare Botschaft: „Wir sind hochmotiviert. Bitte tun Sie alles, damit wie hier unsere wichtige Arbeit weiter tun können.“

Nein, mit Jammern hatte die höchst fruchtbare Gesprächsrunde im Koblenzer Rathaus nichts zu tun, das hatte Bürgermeisterin Ulrike Mohrs schon einleitend angekündigt, und sie sollte Recht behalten. Die Vertreterinnen und Vertreter aller am Lotsenhaus beteiligten Institutionen packten Fakten auf den Tisch. Schon heute habe die Zahl der Beratungen die Gesamtzahl des vergangenen Jahres übertroffen, 11 Prozent der vermittelten Auszubildenden seien keine deutschen Staatsbürger, im vergangenen Jahr habe die Zahl bei etwa 4 Prozent gelegen, 20 Busfahrer mit Migrationshintergrund seien jüngst hinters Lenkrad gebracht worden – so ging es reihum mit Berichten und Geschichten von der Bundesagentur für Arbeit, des Caritasverbandes Koblenz, der Handwerkskammer Koblenz, der Industrie- und Handelskammer Koblenz, der Stadt Koblenz, des Landkreises Mayen-Koblenz sowie deren Jobcenter oder dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Was das Lotsenhaus so gut und effektiv macht, ist die enge Vernetzung und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Experten, und das über viele Jahre hinweg. Gegründet im November 2015, führten die Beteiligten auch nach dem Abebben der großen Flüchtlingswelle die Kooperation fort, schafften heute unverzichtbare Strukturen und konnten deswegen nahtlos anknüpfen, als die Menschen wegen des Angriffskrieges aus der Ukraine flohen und nach Koblenz kamen. Da hatten viele andere Hilfsorganisationen im Land ihre Arbeit längst schon wieder eingestellt.

Das Lotsenhaus ist dabei nicht nur für Migration ein wichtiger Partner, sondern auch in Sachen Fachkräfteeinwanderung. Mit gezielten Berufssprachkursen zum Beispiel werden Fachleute oder auch Auszubildende aus dem Ausland fit gemacht. Und das Lotsenhaus unterstützt nicht nur bei der Akquirierung der Arbeitnehmer, sondern auch bei sozialen Strukturen. Schließlich sollen Fachkräfte nicht nur kommen, sondern auch bleiben. Auch beim Thema Migration sieht das Lotsenhaus großes Potenzial für den Arbeitsmarkt. „Wir alle sind die Lösung für den Fachkräftemangel in Koblenz.“

Auch wenn eine Trennung dieser beiden Themen für die Arbeit des Netzwerkes keinen Sinn mache, so zieht Josef Oster politisch allerdings zwischen Migration und Fachkräfteeinwanderung eine scharfe Linie. Während Letztere zwar erstrebenswert sei, allerdings nur konsequent interessen- und bedarfsgeleitet erfolgen dürfe, sei das Thema Migration nach wie vor eine harte Nuss. „Der Druck wird hoch bleiben. Warum etwa ist es bislang nicht gelungen, 60 Prozent der Menschen aus Syrien im Arbeitsmarkt zu integrieren? Wir müssen auf allen staatlichen Ebenen Strukturen schaffen, mit denen wir in der Lage sind, diese großen Herausforderungen jetzt und in der Zukunft zu meistern“, betonte er.

„Die Haushaltsmittel dafür zu kürzen, ist das falsche Signal.“ Zumal bei den aktuell gestiegenen Anforderungen selbst ein Gleichbleiben der Haushaltsmittel unter dem Strich eine Kürzung bedeuten würde. Josef Oster möchte mit den Netzwerkern des Lotsenhauses in Kontakt bleiben und sich in Berlin nicht nur für eine bessere finanzielle Ausstattung einsetzen, sondern das Erfolgsmodell aus seinem Wahlkreis auch als guten Grund dafür nennen.

Bildunterzeile: Vertreter der am Lotsenhaus für Flüchtlinge beteiligten Behörden und Institutionen trafen sich mit CDU-Bundestagsabgeordneten Josef Oster (links), um auf die wichtige Arbeit der Gemeinschaft hinzuweisen. Die Bundesregierung hat Haushaltskürzungen angekündigt, was die Kooperationspartner des Lotsenhauses in große Sorge versetzt. Foto: Michaela Cetto

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