Josef Oster an alter Wirkungsstätte in Bad Ems: „Sein“ Geothermie-Projekt liegt ihm am Herzen
Erdwärme aus dem alten Stadtstollen heizt das Rathaus in Bad Ems – was vor mehr als 20 Jahren als Vision begann, ist längst Wirklichkeit und wohl bis heute mustergültig. Die Umsetzung geht auf die Mütze des damaligen Verwaltungschefs Josef Oster, der die Idee aufgriff und hartnäckig über viele Jahre vorantrieb. Vor wenigen Tagen kam er zurück an seine alte Wirkungsstätte.
Der Besuch stand längst auf der Agenda des Abgeordneten, der das Rathaus in Bad Ems 2017 verließ, um für die CDU in den Deutschen Bundestag einzuziehen. Sein Herz hängt noch immer an der Kurstadt und den liebenswerten Ortsgemeinden, die einst „seine“ Verbandsgemeinde (VG) bildeten. „Sicher, hier fing schließlich alles an“, sagt er. 16 Jahre führte er die Geschicke der Verwaltung. Das Geothermie-Projekt verfolgte er passioniert – und hat damit Spuren hinterlassen.
Im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses plaudern Oster und Uwe Bruchhäuser, seit 2019 Bürgermeister der zwischenzeitlich fusionierten Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, mit Klimaschutzmanager Stefan Hecker über Energiesparmaßnahmen und Klimaschutz. Über die geplanten Heizungsoptimierungen in den Schulen und Kitas und den Bau einer Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher bei den Verbandsgemeindewerken. Über die Umrüstung der Beleuchtung in der Realschule Plus und den flächendeckenden Ausbau von Ladeinfrastruktur für E-Autos. Und natürlich über das Projekt, das ein Stück Emser Bergbaugeschichte in die Gegenwart hievt: Grubenwärme.
2962 Quadratmeter, so groß nämlich ist die Grundfläche des Verwaltungssitzes, beheizt das warme Wasser aus dem ehemaligen Bergwerksstollen. Jahrzehntelang floss dieses Wasser mit einer Temperatur von durchschnittlich 25 Grad in großen Mengen in den Emsbach ab. „Verrückt, dieses Potenzial nicht zu nutzen“, konstatierte Oster damals schon.
Also wurde geprüft, gerechnet, untersucht. Machbarkeitsstudien erstellt. Schließlich geplant, gebaut und in Betrieb genommen. Eingebunden waren Wissenschaftler unterschiedlicher Institute, zum Beispiel der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz oder des Instituts für geothermisches Ressourcenmanagement in Bingen.
Und so funktioniert’s: Durch einen Wärmetauscher wird die Wärme im Stollen aufgenommen, die dann in einer Nahwärmeleitung in das circa 200 Meter entfernte Rathaus transportiert wird. Dort bringt eine hocheffiziente Wasser-Wasser-Wärmepumpe, die mit Ökostrom betrieben wird, die Temperatur auf etwa 55°C. Seit sechs Jahren sorgt die erneuerbare Energie aus dem Grubenwasser nun schon für mollige Wärme im Rathaus. Nur in wirklich harten Kälteperioden unterstützt eine Gasheizung. Und das kommt ja nicht mehr allzu häufig vor.
2017 gab’s für die innovativen Bestrebungen (und für die Einführung eines Klimaschutzmanagers) ein Zertifikat als „Energieeffizienz Kommune“ von der Deutschen Energieagentur und der Energieagentur Rheinland-Pfalz. 2018 war Bad Ems Bundessiegerin im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“. Die Umstellung der Heizanlage spare laut Energieagentur Rheinland-Pfalz jährlich 80 Tonnen Kohlendioxid ein im Vergleich zum Heizen mit Erdgas. Das ist ungefähr so viel, wie ein mittelgroßes Auto mit einer täglichen Fahrstrecke von 40 Kilometern in 53 Jahren in die Luft pustet (Quelle: www.quarks.de). Umweltschonend ist das Projekt also von Beginn an. „Schön warm wird’s auch“, ergänzt Uwe Bruchhäuser. „Wirtschaftlich ist die Sache aber erst seit der Energiekrise.“ Bis zu 35 000 Euro Heizkosten spart die Geothermie-Heizung nun jährlich für die Verwaltung ein.
Zahlen, die heute eigentlich potenzielle weitere Nutzer auf den Plan rufen müssten. „Die ganze Stadt kann man mit dem Grubenwasser nicht heizen“, räumt der Klimaschutzmanager ein. Aber: „Das Potenzial ist viel größer. Man könnte mehr Gebäude versorgen als das Rathaus.“ Schon 2016 war von 200 weiteren, nahegelegenen Häusern die Rede. Das bedürfe aber entsprechender Investitionen der Eigentümer. Josef Oster jedenfalls freut sich, dass „sein“ Projekt so gut läuft. „Da zeigt sich doch, dass sich langer Atem lohnt“, sagt er. „Ich bin gespannt, wie sich das Thema weiterentwickelt. Das Grubenwasser ist ja nicht die einzige warme Quelle in Bad Ems. Auch im Kurviertel bewegt sich einiges.“