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Expedition in den Untergrund

Wie Thermalwasser Bad Ems aus der Energiekrise spülen könnte – MdB
Josef Oster besucht Staatsbadchef Achim Deusner

Wo fließen Tradition und Zukunft zusammen? In Bad Ems, und zwar unter der Erde der Welterbe-Kurstadt. Dort, unter dem prächtigen Kurviertel, in dem einst die Haute-Volée Europas flanierte, sprudeln seit Jahrhunderten heiße Quellen, die jüngst wieder ganz schön en vogue sind. Doch die neue Mode hat nichts mit Schönheit oder Gesundheit zu tun, sondern mit Energie.

„Nichts passt besser in die Zeit als Geothermie“, ist Josef Oster, CDU-Bundestagsabgeordneter, überzeugt. Bei einem Besuch bei Staatsbadgeschäftsführer Achim Deusner wagte er eine spannende Expedition unter Tage (mit Fachpersonal samt einem aktivierten CO2-Messgerät) und erforschte den Quellengang zum dampfenden Ursprung jenes Wassers, dem so viel Potenzial zugesprochen wird. Derzeit laufen Untersuchungen und Vorbereitungen, um das staatsbadeigene Kursaalgebäude, das Statistische Landesamt und einige weitere Gebäude in Kürze mit Erdwärme aus dem Emser Untergrund zu versorgen.

Während das Wasser in der Brunnenhalle aus blank polierten Hähnen fließt, erklären Staatsbadgeschäftsführer Achim Deusner (links) und der Technische Leiter Matthias Reßmann (Mitte)dem Bundestagsabgeordneten Josef Oster, wie viel Arbeit hinter und wie viel Potenzial in den heißen Quellen steckt.

Keine Frage, dass Deusner, der seit einem guten Jahr als Staatsbadchef in Bad Ems operiert, mit dem Thema Geothermie bei dem Abgeordneten auf offene Ohren stößt. Schließlich hat Oster seinerzeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems ein bis dahin beispielloses Projekt angestoßen: Das Rathaus der Verbandsgemeinde wird nämlich mit Erdwärme des Grubenwassers aus dem Stadtstollen beheizt. Nicht nur das Kurwesen, auch die viel weniger populäre Bergbauvergangenheit von Bad Ems ist also zukunftsweisend.

Übrigens ist das Energiepotenzial der heißen Quellen keine Neuentdeckung. „Das Wasser wird in Bad Ems natürlich schon lange eifrig genutzt“, erklärt Achim Deusner. Schon in der Mitte der 1980er-Jahre sorgte das Heilwasser für wohlig warme Räume im Kursaalgebäude, Kurhotel und Kurmittelhaus. Auch die alte Emser Therme nutzte seit dem Umbau 1992 das warme Wasser für die Lüftungsanlagen.

Selbstredend gewinnt die neue Emser Therme, die 2012 gebaut wurde, Energie aus dem Thermalwasser des Kurviertels, ebenso sind Häcker’s Grand Hotel oder die Firma Sidroga ständige Abnehmer. Alle drei werden aus der gleichen „Superquelle“ versorgt: Die Fassung mit dem schnörkellosen Namen „1a“ gurgelt 35 Kubikmeter, also 35 000 Liter, 57 Grad heißes Heilwasser – pro Stunde – aus den Tiefen der Erde.

Für die angestrebte Erdwärme-Nutzung sind vor allem die vier Fassungen unter dem stadtbildprägenden Quellenturm vorgesehen, der gerade für 4,5 Millionen Euro saniert wird. Die vier Quellenturm-Fassungen haben zusammen etwa das gleiche Potenzial wie „1a“. Das ist viel, reicht aber nicht für die ganze Stadt. Welche Häuser das Heilwasser am Ende heizen wird und wer das Ganze koordiniert und vermarktet – das alles sind Fragen, die noch geklärt werden müssen. „Das ist ein absolut unterstützenswertes Projekt“, so Josef Oster. „Wir sollten die Ressourcen, die wir haben, unbedingt nutzen.“

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