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Weiche Pfoten, harte Fakten: Tierheime stehen vor dem Kollaps

Tierschützer bitten um Hilfe – CDU-Bundestagsabgeordneter Josef Oster im Gespräch mit Experten
Koblenz. Zu viele Schnauzen für zu wenig Hände: Die Tierheime sind am Limit. Um sich ein eigenes Bild von der Situation in seinem Wahlkreis zu machen, besuchte der Koblenzer CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster die Einrichtung in Koblenz. Im Gespräch mit der Leiterin des Tierheims, Kirstin Höfer, erörterte der Politiker die Herausforderungen für das engagierte Team und den Tierschutz im Allgemeinen.
Bereits im August hatten sich Tierschützer aus ganz Deutschland in einem Brandbrief, der von mehr als 117 000 Menschen unterschrieben worden war, an die Bundesregierung gewandt. Darin geht es um illegalen Welpenhandel, den unkontrollierten Import von Hunden aus dem Ausland, fehlende Reglementierung für Zuchtverbände, mangelnde Sachkunde bei Hundehaltern oder auch Fachkräftemangel in Tierheimen.


Auch die Einrichtung in Koblenz ist hart an der Grenze der Belastbarkeit. Um die 120 Katzen, darunter zahlreiche Katzenbabys, beherbergt das Tierheim aktuell und ist damit berstend voll. Dazu gibt’s diverse Nager, vor allem Hausratten und Kaninchen. Und natürlich Hunde, die auf die ein oder andere Weise problematisch und daher schwer vermittelbar sind.

Ein kleiner brauner Rüde stemmt sich gegen die Gitterstäbe, bettelt um Zuwendung. Die französische Bulldogge gehört zu den Rassen, die Kritiker als Qualzucht bezeichnen. Der große Kopf, die kurze Nase, die runden Augen bedienen das Kindchenschema. Was Menschen dahinschmelzen lässt, bereitet den Tieren oft lebenslange Pein. Kirstin Höfer krault den Hund hinter den Ohren, er stößt bedrohliche Laute hervor. „Das ist kein Knurren“, erklärt die Tierfreundin. „Er röchelt, weil er keine Luft bekommt. Viele dieser Hunde haben ihr Leben lang Angst, jeden Moment zu ersticken.“ Wer einen solchen Hund aufnimmt, muss sich über die immensen Tierarztkosten im Klaren sein.

Manche Hunde werden ausgesetzt, weil sie zu alt sind, oder abgegeben, weil die Halter nicht mit ihnen klarkommen, berichtet Kirstin Höfer. Immer wieder kommen aus fragwürdigen Hinterhofzüchtungen, häufig aus dem Ausland, Welpen auf den Markt. Verkäufe werden über Internetplattformen angezettelt und auf Parkplätzen abgewickelt. „Da kommen kranke, verletzte, überzüchtete Tiere an. Da kommen Hunderassen in Familien, die einfach nicht zusammenpassen.“ Vor allem die Corona-Pandemie habe das Problem verschärft. Nach einiger Zeit werden die Hunde, teils total verkorkst, im Tierheim abgegeben, verhaltensgestört oder sogar bissig. Die Hundetrainer biegen mit Know-How, viel Arbeit und Zuwendung einiges wieder gerade. „Wären wir Händler, wäre unsere Einrichtung wohl fast leer“, ist Kirstin Höfer überzeugt. „Aber wir schauen ganz genau hin, an wen wir unsere Tiere rausgeben.“

Um den Problemen Herr zu werden, wünschen sich Tierschützer Vorgaben und Gesetze. Eine bundesweite Kastrationspflicht für Katzen, wie in Koblenz schon durchgesetzt, wäre eine große Hilfe, eine Chip- und Registrierungspflicht für Hunde und die dazugehörige Kontrolle. „Das würde den Kommunen viel Geld einbringen“, ist Höfer überzeugt. Sie glaubt, dass eine ganze Menge Hundehalter auch in Koblenz und der Region ihre Tiere nicht gemeldet haben und deswegen auch keine Hundesteuer zahlen.
Außerdem fordern die Tierfreunde einen Kompetenznachweis für Hundehalter sowie harte Maßnahmen gegen Qualzucht und illegalen Welpenhandel.

„Der Austausch mit den Experten vor Ort hat mir noch einmal gezeigt, wie schwerwiegend die Lage ist“, so Josef Oster, der in regelmäßigem Kontakt zu den Koblenzer Tierfreunden steht und um das große Engagement der Tierfreunde weiß. „Ich werde diese Eindrücke und Ihr Anliegen gern mit nach Berlin nehmen.“

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