Das Thema Digitalisierung ist in aller Munde, Gewerbetreibende aller Branchen sehen die Politik in der Pflicht, Deutschland „digital“ voranzubringen. Josef Oster, CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Koblenz und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Digitales in der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) der CDU/CSU, unterstützt die Forderungen von Mittelstand und Industrie.
Im Interview zum Thema Digitalisierung betont er auch, dass es darauf ankommt, „digitale Fähigkeiten als Schlüsselkompetenz für alle Altersgruppen zu vermitteln.“
Das Vorantreiben der Digitalisierung steht weit oben auf der To-Do-Liste der Bundesregierung. Wie beurteilen Sie den Status Quo?
Josef Oster: Ich habe immer wieder den Eindruck, dass verbreitet unter Digitalisierung der Ausbau und letztlich der Zugang zu einem flächig verfügbaren schnellen Internet verstanden wird. Digitalisierung ist aber viel mehr. Schnelle und zuverlässige Internetverbindungen in allen Städten, Gemeinden und Landkreisen sind lediglich Voraussetzung für den gesamten folgenden Prozess der Digitalisierung.
Hinkt Deutschland bei der Infrastruktur „schnelles Internet“ nicht im internationalen Vergleich weit hinterher?
Oster: Ich will es mal so sagen: Wir gehören bezüglich des Ausbaus der notwendigen Infrastruktur nicht zur Spitzengruppe. Aber dank unserer Anstrengungen holen wir auf. Ich habe in meiner langjährigen Zeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems hautnah erlebt, welche enormen Anstrengungen auch von Kommunen abverlangt werden, um Haushalte in ländlichen Regionen mit schnellem Internet zu versorgen. Als Bundespolitiker weiß ich, dass wir die Bürgermeister und Landräte dabei nicht alleine stehen lassen dürfen.
Sie haben eingangs gesagt, dass Digitalisierung mehr ist als der Ausbau eines schnellen Internetzugangs für alle. Können Sie das näher erklären?
Oster: Der Bau einer Autobahn als Infrastrukturmaßnahme ist zunächst isoliert betrachtet nur begrenzt wertvoll. Erst wenn diese Autobahn in ein Gesamtverkehrskonzept eingebunden ist, macht sie Sinn. Sie ist dann ein Baustein für ein vernetztes Ganzes. So verhält es sich auch mit dem schnellen Internet. Die Digitalisierung wird unseren Alltag stark verändern. Machen wir alles richtig, dann ist sie eine Voraussetzung für ein gutes Leben in Zukunft.
Wie wird Digitalisierung unsere Lebensweise verändern?
Oster: Die technische Entwicklung ist rasant, deshalb kann ich nicht genau vorhersagen, wohin die Reise führen wird. Aber einiges steht heute schon fest und wird ja auch schon praktiziert. Behördengänge und persönliche Bankbesuche werden gegen null gehen, was übrigens angesichts nachlassender Mobilität im fortschreitenden Alter sehr positiv ist. Onlinegeschäfte werden weiter zunehmen, unser gesamter Energiesektor wird digital gesteuert – auch im häuslichen Raum. Das Leben in den eigenen vier Wänden wird vernetzt: Smarte Küchen mit intelligenten Kühlschränken, die entsprechend meiner Essgewohnheiten online Lebensmittel bestellen, sind kein Science Fiction. Verkehr und Verkehrsüberwachung, natürlich das autonome Autofahren, Lärm- und Luftkontrolle, Rettungsdienste und ärztliche Ferndiagnosen auf Basis gelesener Gesundheitsdaten von meiner Uhr… Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Und auch unserer Arbeitsplätze und unsere Berufe werden durch die Digitalisierung stark verändert.
Macht Ihnen das nicht auch ein wenig Angst?
Oster: Angst nicht, aber ich gebe zu, dass mir einiges etwas unheimlich ist. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass digitale Fähigkeiten und digitales Verständnis neben Lesen, Schreiben und Rechnen eine weitere Schlüsselkompetenz werden. Da sind wieder die Kommunen gefordert, ihre Schulen und Volkshochschulen entsprechend auszustatten. Ein anderer Punkt, bei dem ich enormen Handlungsbedarf sehe, ist der Datenschutz. In der AG Kommunales werden wir die Datensicherheit absolut im Blick haben und genau überlegen, welche Maßnahmen zur Datensicherheit ergriffen werden müssen.
Eine abschließende Frage: Kann man in ein paar Jahren auch noch offline leben?
Oster: Es wird wichtig sein, ab und zu in eine ganz private Welt abzutauchen. Schon jetzt genieße ich es beispielsweise, bei Wanderungen, beim Essen oder bei Gesprächen mit Bekannten das Smartphone mal zuhause zu lassen oder abzuschalten.
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