Frau Sommer hat Husten 

Bundestagsabgeordneter Josef Oster besucht das Skills-Lab an der Julius-Wegeler-Schule in Koblenz 

Blutdruckmessgerät statt Füllfederhalter. Krankenbett statt Schülerpult. Und dort, wo eigentlich Tafel oder Whiteboard hängen, glänzt eine verspiegelte Scheibe. Im dritten Stock der Julius-Wegeler-Schule, Außenstelle Finkenherd, erinnert nichts mehr an einen Klassenraum. Denn hier gibt es seit einiger Zeit das Skills-Lab, ein Versuchslabor. Und das wollte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster doch mal näher anschauen. „Ich hab‘ schon einige Schullabore gesehen, aber unter dem Skills-Lab konnte ich mir nichts vorstellen“, gesteht er.

Mit der gängigen Vorstellung eines „Labors“ mit brodelnden Flüssigkeiten, Bunsenbrenner und Reagenzgläsern hat das Skills-Lab an der „JWS“ auch nichts zu tun. Es liegt vielmehr der ursprünglich, lateinische Wortsinn von laborare, arbeiten, zugrunde. Denn das ist das, was die Schülerinnen und Schüler des Bereichs Pflege der Berufsfachschule 1 hier lernen. Schulleiter Carsten Müller, Pflegebereichsleiter Martin von Jena, Florian von Helden und vor allem Fachlehrerin Rebecca Saxer zeigen dem staunenden Politiker, wie das im Schulalltag funktioniert. 

„Die Schüler üben an lebensechten Puppen“, erklärt Martin von Jena. Star des Krankenzimmers ist der Neuzugang „Frau Sommer“, eine „Patientin“, die mit hochmoderner Technik ausgestattet ist. Diese Puppe hat nicht nur einen echten Puls samt Herzschlag, Darmgeräuschen und so fort. Die Lehrer können die Puppe auch sprechen lassen. „Wenn Frau Sommer antwortet, erleichtert das den Schülern, den sozialen Umgang zu erproben“, führt Rebecca Saxer aus. „Mit einer stummen Puppe ist die Überwindung größer.“ 

Um der Schülergruppe eine authentischere Situation zu schaffen, ziehen sich Lehrkräfte und Gäste zurück. Und zwar hinter die verspiegelte Scheibe. Denn dort befindet sich der Technikraum. Mit  mehreren modernen Kameras werden die Schüler bei der Arbeit beobachtet und gefilmt. „Wir können sehr dicht heranzoomen und so auch Details sehen“, erklärt die Lehrerin und demonstriert’s. „Das Wichtigste ist die Reflexion im Nachhinein, die Auseinandersetzung mit den Handlungen, die gut oder auch nicht so gut waren.“ Deswegen wird alles aufgezeichnet, damit die Lehrer im Nachgang mit den Schülern den Praxistest besprechen können. 

Heute ist die Aufgabe knifflig. „Mir geht’s heut‘ gar nicht gut“, ertönt Rebecca Saxers Stimme aus Frau Sommers Mund. Der Blutdruck ist erst niedrig, dann auffallend hoch. „Kann ich bitte einen Kaffee haben?“ Während einer der Schüler schon freundlich zusagen will, fährt eine Schülerin dazwischen. „Nein, Frau Sommer, ein Kaffee tut Ihnen jetzt nicht gut. Sie bekommen erst mal einen Schluck Wasser.“ 

Die Schülerinnen und Schüler kommen aus einem großen Umkreis, lernen in Pflegeeinrichtungen in Koblenz oder in den Landkreisen Westerwald, Rhein-Lahn und Mayen-Koblenz. Auch große Altersunterschiede fallen auf – von Teenagern bis zum gesetzteren Mittelalter ist alles vertreten. Josef Oster fragt die künftigen Pfleger nach ihren Werdegängen. Manche kommen frisch von der Schule, andere aus dem Ausland und wieder andere haben schon eine oder sogar mehrere Ausbildungen und viele Jahre Arbeitserfahrung auf dem Buckel. „Meinen Beruf, den wollte ich nicht für den Rest meines Lebens machen“, sagt eine Schülerin. „Aber das jetzt, das fühlt sich richtig an.“

Apropos fühlen: Das soll Josef Oster nun auch. Der Abgeordnete tastet nach dem Puls am Handgelenk der Puppe und zählt. Mit Stethoskop in den Ohren, eine Premiere für ihn, lauscht er den Lungengeräuschen Frau Sommers, die plötzlich Husten hat. Sie überlebt’s. Er auch. 

Im Anschluss sitzt der Politiker noch lang mit Vertretern des Kollegiums zusammen, die ihm von ihrer Schule erzählen, von den 2700 Schülern und 180 Lehrern an zwei Standorten in Koblenz, von den Berufs(fach)schulen und der Oberstufe des beruflichen Gymnasiums, in der man Leistungskurse wie „Psychologie“ oder „Gesundheit“ wählen kann, von den Chancen, hier an der JWS Schüler aus allen möglichen vorangegangenen Bildungsgängen abzuholen und bestenfalls zum Abitur zu führen und von den großen Herausforderungen an die Pädagogik quer durch alle Schulzweige. „Das war ein wirklich spannender, interessanter Austausch“, resümiert Josef Oster und bedankt sich herzlich für die Gelegenheit, hinter die Labortüren schauen zu dürfen.

Bildunterzeilen

Pressebild 1: Die Pflegeschülerinnen und -schüler über an „Frau Sommer“ praktische medizinische Handgriffe und den sozialen Umgang mit Patienten, denn die Puppe kann mit der Stimme der Lehrerin aus dem Technikraum sprechen. Pflegebereichsleiter Martin von Jena (hinten rechts) schaut den angehenden Pflegern über die Schulter. Die Schüler kommen aus der ganzen Region und lernen in unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen in Koblenz oder den Landkreisen Mayen-Koblenz, Westerwald und Rhein-Lahn.

Pressebild 2: Auch der Bundestagsabgeordnete Josef Oster muss Frau Sommer verarzten. Lehrerin Rebecca Saxer erklärt, wie’s geht. 

Pressebild 3: Unter der Anleitung von Fachlehrerin Rebecca Saxer misst Josef Oster Puls und Blutdruck der Patientin. Im Hintergrund schauen Lehrkraft Florian und Helden (links) und Pflegebereichsleiter Martin von Jena zu. 

Fotos: Michaela Cetto/Büro Josef Oster

 
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