Katzenflut beschäftigt die Koblenzer Einrichtung – Effekte der Schutzverordnung der Stadt sind noch nicht spürbar
Katzenflut im Koblenzer Tierheim – der Sommer hat deutliche Spuren in der Einrichtung hinterlassen: Mehr als 100 Katzen beherbergen die Heimleiterinnen Kirstin Höfer und Christiane Zerfass aktuell, darunter viele Katzenbabys und trächtige Katzendamen. Der Koblenzer CDU-Bundestagsabgeordnete und Stadtratsmitglied Josef Oster war zum wiederholten Mal zu Gast bei den Tierfreunden. „Für unsere Stadt spielt das Tierheim eine wichtige Rolle“, erklärt der Abgeordnete. „Mir liegt am Herzen, dass die Dinge hier rund laufen.“
Dafür gibt das hochengagierte Team in Koblenz Rübenach alles. Die Mitarbeiter und Helfer balancieren dabei stets zwischen Erfüllung und Frustration. „,Nein‘ ist das Wort, das ich hier leider am häufigsten benutze“, sagt Kirstin Höfer. „Jeden Tag kommen Anfragen, teils aus ganz Deutschland, ob wir Tiere aufnehmen können. In den meisten Fällen muss ich absagen.“
Denn die Einrichtung ist rappelvoll und hat dazu einen Vertrag mit der Stadt, der das Tierheim dazu verpflichtet, sichergestellte Tiere aufzunehmen. Außerdem haben Tiere, die aus dem Heim vermittelt wurden, ein lebenslanges Rückkehr-Recht.
Das größte Problem: „Internet-Käufe“, sagt die Heimleiterin. „Da kommen Tiere aus zweifelhaften Züchtungen an Menschen, die den Anforderungen nicht gewachsen sind. Plötzlich beißen die Hunde die Kinder und landen bei uns.“ Elf als gefährlich eingestufte Hunde beherbergt das Tierheim derzeit. Die meisten davon sind nur schwer oder gar nicht vermittelbar.
Bei den Katzen sind es vor allem die verwilderten Tiere, die sich eifrig fortpflanzen, teils unter schlimmen Krankheiten leiden und durch ihre Raubzüge gegen Vögel, Nager und Amphibien auch für die Naturschutz problematisch sind. „Da hat Koblenz mit der Katzenschutzverordnung schon einen wichtigen Schritt getan“, räumt Kirstin Höfer ein. „Aber noch sind positive Effekte nicht spürbar.“ Die im März 2023 in Kraft getretene Verordnung verpflichtet Katzenhalter, ihre Freigänger-Tiere zu kastrieren und zu chippen.
„Das System Tierheim ist kollabiert“, so das desillusionierte Fazit der Tierschützerin. Die Pandemie habe die Situation stark befeuert. Als so viele Menschen wie nie zuvor plötzlich Zeit hatten und nach Haustieren suchten, bereitete dies unseriösen Züchtern und Händlern den Weg.
Josef Oster, selbst ein Tierfreund, verzichtet aus Zeitgründen auf die Haltung eigener Haustiere. „Die Leute müssen über den verantwortungsvollen Umgang mit Haustieren, aber auch über die teils erheblichen Kosten, die Tierhaltung mit sich bringt, aufgeklärt werden, bevor sie sich Hund, Katze oder Kaninchen zulegen“, ist er überzeugt. Aber wie ist das zu schaffen?
Auch die Bundestierschutzbeauftragte Ariane Désirée Kari hat das Problem längst erkannt. Aus ihrer Sicht spiegeln die Tierheime die Schwierigkeiten der Heimtierhaltung in Deutschland: „Mangelnde Sachkunde von Tierhaltenden, Spontankäufe, auch verstärkt durch den illegalen Welpenhandel, sowie hohe Kosten durch Folgen von Qualzucht sind wichtige Gründe dafür, dass die Tiere überhaupt erst in den Tierheimen landen“, sagte die Amtstierärztin bei einem runden Tisch im Februar mit Vertretern von Tierheimen, der Tierärzteschaft, der kommunalen Spitzenverbände, der betreffenden Landesministerien, des Bundesministeriums für Justiz und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sowie Tierschutzbeauftragte der Länder. Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber zumindest arbeitet jemand daran.
Der Koblenzer Abgeordnete hat nun Kontakt zu Ariane Kari aufgenommen, um sich mit ihr über die Situation auszutauschen.
Viele weitere Infos zum Koblenzer Tierheim gibt’s auf der Homepage www.tierheim-koblenz.ev-web.de
Fotos: Marcel Willig (Pressebild 1) und Michaela Cetto (Pressebild 2)
Bildtext: Der Koblenzer Bundestagsabgeordnete Josef Oster ist gern zu Besuch im Koblenzer Tierheim, das für die Stadt wichtige Aufgaben übernimmt. Mit Tierheimleiterin Kirstin Kirstin Höfer tauscht er sich regelmäßig über die Herausforderungen aus.