Der Bundestagsabgeordnete Josef Oster organisierte ein Gespräch mit Vertretern der Verwertungsgesellschaft
Läutet die GEMA das Ende geliebter Traditionen in der Region ein? So zumindest empfinden es viele ehrenamtliche Ausrichter von kleineren Veranstaltungen. Denn die Berechnungen für die Beiträge an die Verwertungsgesellschaft für Musiker und Komponisten übersteigen die früheren Gebühren oft um ein Vielfaches. Zahlreiche Vereinsvertreter klagten dem Koblenzer Bundestagsabgeordneten Josef Oster ihr Leid. Dieser organisierte daraufhin eine Videokonferenz mit dem Direktor des Teams Politische Kommunikation der GEMA Michael Duderstädt und der Referentin Annette Jäger. Beide standen den knapp 60 interessierten Teilnehmern Rede und Antwort.
„Ich sorge mich um unsere Volksfeste, Karnevalssitzungen und Weihnachtsmärkte“, schickte Oster vorweg. „All diese sind ein bedeutender Teil unseres kulturellen Lebens.“ Eigentlich ist die GEMA als Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte eine wichtige Institution für Kunstschaffende, die ein gesetzlich verankertes Recht auf eine faire Bezahlung haben, wenn ihre Werke öffentlich genutzt werden. Darum kümmert sich die GEMA als Treuhänderin.
„Die Rechte der Künstler sollen gewahrt werden“, räumte Oster ein. „Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Ich stehe hier ganz klar auf der Seite unserer Veranstalter.“ Die massiven Preissteigerungen sind auf neue Berechnungen zu den beschallten Flächen zurückzuführen. Wo zum Beispiel bei einem Weihnachtsmarkt früher nur ein kleinerer Radius zugrunde gelegt wurde, zählt nun der gesamte Festplatz. Und das treibt die Preise hoch. „Wucher“ und „Abzocke“ sind seit der Umstellung häufig benutzte Begriffe.
Die Schilderungen im Rahmen der Videokonferenz untermauerten den rasanten Anstieg der Lizenzgebühren. „Früher mussten wir für unsere Veranstaltung circa 150 Euro an die GEMA bezahlen. Jetzt sind’s zwischen 700 und 800“, erzählte ein Teilnehmer aus dem Rhein-Lahn-Kreis. Viele weitere Betroffene haben ähnliche Erfahrungen. Märkte und Feste seien „nicht mehr kostendeckend“ oder „unrentabel“. Außerdem mindere das gestiegene finanzielle Risiko auch die Bereitschaft jüngerer Generationen, sich zu engagieren und die Organisation von Veranstaltungen zu übernehmen.
Michael Duderstädt und Annette Jäger hatten ein offenes Ohr für alle Anliegen. Was nicht sofort geklärt werden konnte, nahmen die beiden Fachleute als Hausaufgabe mit. Josef Oster bleibt gern in Kontakt und übernimmt die Mittlerrolle. Der Abgeordnete sieht hier auch die Länder in der Pflicht, das Ehrenamt zu unterstützen. Manche Bundesländer übernähmen bereits die GEMA-Gebühren für Veranstaltungen gemeinnütziger Vereine. „Wenn wir einen Schatz haben, dann ist es unser Ehrenamt“, so der Abgeordnete. „Und mit den kleinen Dorf- und Stadtteilfesten sorgen diese Ehrenamtler für den Erhalt unserer Traditionen. Darauf sollten wir alle gut aufpassen.“Mehr Infos inklusive eines Preisrechners gibt es über das Online-Portal der GEMA: https://www.gema.de/de. Auch eine GEMA-Kundenhotline, Telefon 030/120021054, steht zur Verfügung.